DU BIST 16, NA LOS!

Pferd-Henrike BrüggeboesIch bin 16 Jahre alt. Um genau zu sein 16 Jahre und 148 Tage. Und eigentlich sollte ich seit mindestens einem halben Jahr, also als ich 178 Tage jünger war, entscheiden, was ich einmal mein ganzes Leben lang mache. Oder zumindestens bis an den Moment, an dem ich merke, dass ich mich falsch entschieden habe, alles hinschmeise und die Schulbank erneut drücke.
Ich hatte immer nur Plan A. Der ist aber jetzt geplatzt. Jetzt müsste theoretisch Plan B kommen. Aber ich habe keinen Plan B und jetzt auch keinen Plan A. Dafür noch zwei weitere Jahre Schule. Dannach habe ich aber eine Fachhochschulreife (freu?). Trotzdem muss ich schon ungefähr wissen, was ich machen will. Meine Aussage: „was Kreatives“ geht an einer Schule für Gestaltung wohl kaum.
Ich muss im nächsten, also ersten, Halbjahr sechs Praktika machen. Und ich habe keine Ahnung wo.
Bei einem Fotografen?
Ja, ich will den ganzen Tag Leute fotographieren. Aber ich bin 16 und habe im Gegensatz zu anderen in meinem Alter keine Ahnung, wie ich jemanden in Szene setze. Und ich weiß auch nicht, ob es so toll ist, wie ich es mir vorstelle.
Auf Facebook sind so viele tolle, gute Fotografen, aber alle sind nicht in meiner Nähe.
Ich habe auch über Mediengestaltung nachgedacht, davon habe ich wenigstens ein bisschen Ahnung, aber ist das das, was ich mein ganzes Leben machen möchte?
Es gibt auf Facebook auch so viele andere kreative Sachen, aber diese sind auch weit weg oder erst ab 18. So wie odernichtoderdoch.de .
Das sind meine Vorstellungen zur Zeit.
(Und Gedichte schreiben kann man ja nicht als Praktikum machen und auch nicht als Geldquelle nehmen, aber kauft mein Buch trotzdem 🙂 )

DEINE HAND

Was ist, wenn
ich jemand anderes sein will?
Wir alle mal
jemand anderes sein wollen?
Wenn wir mal tauschen:
Und ich größer bin als du?
Du mal besser siehst als ich?
Wenn wir die ganze Welt verdrehen.
Ich will es,
nur für einen Tag!

Nur für einen Tag,
will ich mich durch deine Augen sehen.
Nur für einen Tag,
will ich deine Hand in meiner spüren.

Wir könnten den Bergen Lebewohl sagen
Und das Meer begrüßen.
Uns ein Schiff mieten
Und im Meer umher treiben.
Abends, wenn wir nicht mehr wissen,
ob das Meer blauer ist,
als der Himmel es je war
und alles falsch herum ist,
gehen wir schlafen.

Und sobald du morgens aufwachst
willst du weg von mir.
Doch ich sehne mich nach
deiner Hand in meiner –
Schon wieder.
(Mai 2015)

BLUMENWIESE

Du fühlst die Blumenwiese
auf der ich sitze
und diese Zeilen für dich schreibe.
Warum, das weißt du
auch nicht –
doch du kannst
das frische Gras riechen.
Obwohl es nur in Buchstaben
vor dir ist.
und das alles
ganz von alleine.
Du liest
und sitzt da,
neben mir
auf meiner Blumenwiese.
(19.2.2015)